Einer von zweien in der Partnerschaft hat zu wenig Selbstwert
Unabhängig davon, ob man sich in einer ernsthaften Partnerschaft befindet oder gerade dabei ist, jemanden kennenzulernen – der Erfolg einer Beziehung ist bekannterweise von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Einem der wichtigsten Aspekte, die zum Wohle einer Partnerschaft beitragen können, wird jedoch zu häufig kaum Aufmerksamkeit geschenkt: das Selbstbewusstsein.
Studien zeigen, dass wenn beide Liebende über ein hohes Selbstbewusstsein verfügen, es wahrscheinlicher ist, dass sie eine glückliche Beziehung führen, in der die Bedürfnisse beider Seiten befriedigt werden. Schwierigkeiten in der Partnerschaft können hingegen vorprogrammiert sein, wenn auch nur ein Partner mit mangelndem Selbstbewusstsein zu kämpfen hat.
Um dieser Gefahr vorbeugen zu können, ist es wichtig, die Anzeichen erkennen zu können, die darauf hinweisen, dass das mangelnde Selbstbewusstsein die Beziehung belastet. Solltest du dir unsicher darüber sein, ob persönliche Defizite deine Partnerschaft belasten, wirst du dich oder deinen Partner in den folgenden Absätzen wiedererkennen.
Man übernimmt unbewusst die Opferrolle
Häufig entwickeln Menschen mit mangelndem Selbstwertgefühl die Tendenz, sich in der Opferrolle wiederzufinden. Nicht selten sind traumatische Erlebnisse aus der Kindheit oder der Jugendzeit dafür verantwortlich, über die sie auch nach vielen Jahren nicht hinweggekommen sind. Wenige sind sich klar darüber, wie sehr ihre negativen Erfahrungen ihre Beziehungen belasten.
Nimmt man (auch unbewusst) die Opferrolle ein, neigt man dazu, überwiegend andere Menschen für Fehler verantwortlich zu machen, anstatt zu erkennen, wie wichtig die Fähigkeit zur Selbstkritik für eine gesunde Partnerschaft sein kann. Außerdem verpassen sie dadurch häufig die Chance, tatkräftig Probleme angehen zu können, wenn in der Beziehung auftreten sollten, da ihr mangelndes Verantwortungsbewusstsein sie in der Komfortzone des Opfers festhält.
Zu häufig passiert es, dass Personen mit diesem Mindset dafür sorgen, dass ihre Partner sich von ihnen distanzieren. Denn auch wenn der Partner die Initiative ergreift und das mangelnde Selbstwertgefühl des anderen erkennt, sind ihm oftmals die Hände gebunden, da das Lösen von Beziehungsproblemen nun mal bekannterweise zwei Personen voraussetzt.
Außerdem ist es einfacher für den Partner mit wenig Selbstwert, wenn der Partner auf dessen Ego achtet- also ihn weder kritisiert, einer anderen Frau oder anderen Mann Aufmerksamkeit schenkt, die Zeit anderweitig (Hobby u.a.) nutzt uvm.
Zu wenig Selbstbewusstsein kann die Beziehung zerstören, wenn stets die Opferrolle eingenommen wird und der Beziehung dadurch das Fundament für Problemlösungen entzogen wird. Man ist Opfer weil der Partner mit Selbstbewusstsein freundlich zu anderen Menschen ist, die man nicht leiden kann.
Die Beziehung wird unwillkürlich sabotiert
Einer der häufigsten Folgen von mangelndem Selbstbewusstsein ist das unbewusste und unwillkürliche Sabotieren der Beziehung.
Bekannterweise ist ein geringes Selbstbewusstsein damit verbunden, dass betroffene Personen stets das Gefühl haben, niemals genug zu sein. Wenn sie dadurch den Eindruck bekommen, dass sie ihrem Partner nicht genügen, äußert sich das geringe Selbstbewusstsein beispielsweise in extremer Eifersucht oder dem Drang, dem Beziehungspartner stets Schuldgefühle einreden zu müssen.
Das Gefühl der Unzulänglichkeit kann sich auf so toxische Art und Weise in der Beziehung äußern, dass die betroffene Person mit ihrer Unsicherheit dem Glück der Partnerschaft stets Steine in den Weg legt. So werden Partner beispielsweise eines Seitensprungs beschuldigt, obwohl es keine handfesten Beweise dafür gibt. Oder völlig harmlose Szenarien werden überdramatisiert und der Partner leidet unter der ständigen Last, gegen die Unsicherheit der anderen Person ankämpfen zu müssen.
Menschen, die von einem mangelndem Selbstbewusstsein betroffen sind, bemerken häufig nicht, wie sehr sie ihre Beziehung mit ihrem Verhalten belasten. Da sie stets mit ihrem Gefühl der Unzulänglichkeit zu kämpfen haben, sehen sie häufig nichts anderes und missachten deshalb die Perspektive ihres Partners.
Zwar würde man annehmen, dass das Sabotieren einer Beziehung eine willkürliche Sache ist, über die man sich im Klaren sein sollte. Betroffene Personen realisieren aber oftmals gar nicht, wie sehr sie ihrem eigenem Glück im Weg stehen und mit ihrem Verhalten dafür sorgen, dass sie sich in einem Teufelskreis befinden.
Ihre gescheiterten zwischenmenschlichen Beziehungen ( Peer Group, Arbeitskollegen, Freunde, Familie gehören auch dazu) zerren an ihrem Selbstwertgefühl und dadurch wird es für sie immer schwerer, den eigentlichen Übeltäter – nämlich ihr geringes Selbstbewusstsein – zu identifizieren.
Mit der Zeit hat man zwei Verlierer, der Partner mit dem geringen Selbstwert und der Partner der aufgrund dessen sich verbiegt, um bloß nicht das Selbstwert (Ego) des anderen zu verletzen. Der Partner unterbricht u.U. den Kontakt zu optisch attraktiven Menschen, da sich der Partner mit mangelndem Selbstwert hier stets in Gefahr sieht.
Der Partner meidet sozialen Kontakt in der Befürchtung das der Partner mit mangelndem Selbstwert nicht genug Aufmerksamkeit bekommt.
Wenn einer in einer Beziehung zu wenig Selbstbewusstsein hat, versucht der andere durch eigene Verhaltensänderung das zu kompensieren.
Menschen mit mangelndem Selbstwert neigen dazu schnell andere Menschen ab zu werten um sich besser zu fühlen. Schnell wird jemand als „billig“ hingestellt oder „der oder die hat was doofes gesagt“. Es ist dann auch egal ob diese Menschen freundlich zu einem sind, die werden dann eben als unfreundlich gedacht.
Der Mensch mit mangelndem Selbstwert (hungerndes Ego siehe auch den Blogartikel https://ursachenforschung.net/die-selbstliebe ), meidet Kritik, da hier kein Puffer mehr ist um das weg zu stecken. Was für den Partner mit Selbstwert wie ein Bagatell erscheint, kann für den Partner mit mangelndem Selbstwert schon die ultimative Kränkung sein.
Aus Angst vor dieser Kränkung tendiert der Partner mit mangelndem Ego schneller dazu die Beziehung in Frage zu stellen und spielt gedanklich schnell das Szenario durch das Schluss ist und stellt die Beziehung sehr schnell in Frage. Dieses Verhalten zerrt an dem Partner mit mehr Selbstwert sehr viel Energie.
Die Negativität färbt auf den Beziehungspartner ab
Selbst die glücklichsten Menschen werden früher oder später von der Unsicherheit und der negativen Atmosphäre, die eine Person mit geringem Selbstbewusstsein oftmals umgibt, beeinflusst. Und auch in Beziehungen kann alleine nur die Anwesenheit eines Menschen, der stets unausgeglichen ist, den Partner belasten und förmlich nach unten ziehen. Wie du dir vorstellen kannst, kann man solche Personen als wahre Energiesauger wahrnehmen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn man sich zu den Menschen zählt, die sich stark von der Stimmungslage anderer beeinflussen lassen.
In Beziehungen ist es nicht unüblich, dass man im Laufe der Zeit immer mehr die Charaktereigenschaften des Partners übernimmt – und das meist unbewusst. Wenn also die ständigen Selbstzweifel früher oder später auch auf den Beziehungspartner abfärben, passiert es häufig, dass die Partnerschaft in ihrer Negativität versauert.
Hierzu lese auch den Blogartikel: https://ursachenforschung.net/die-grundstimmung/
Studien über den Einfluss von geringem Selbstbewusstsein in Beziehungen
Die Forschung zeigt, dass wie oben bereits erwähnt, Personen mit mangelndem Selbstbewusstsein oftmals ihre Beziehungen sabotieren. Diese Form von Selbstsabotage kommt dadurch zustande, dass betroffene Menschen oftmals gar nicht realisieren, dass sie mit ihrem Verhalten genau die Situationen kreieren, vor denen sie die größte Angst haben. Man nennt dies selbsterfüllende Prophezeiung.
Studien zeigten, dass Menschen mit geringem Selbstbewusstsein die Reaktionen ihrer Partner falsch vorhersagten und öfter dazu neigten, Ablehnung von ihrem Beziehungspartner zu erwarten. Diese falschen Erwartungen führten häufig dazu, dass sie Probleme in ihren Partnerschaften hervorriefen, die durch ihre Gefühle der Unzulänglichkeit anstatt durch ernstzunehmende Beweise motiviert wurden. Im Gegenzug berichteten die Partner der Personen mit geringem Selbstbewusstsein, dass sie ihren Beziehungspartner als besonders egoistisch, emotional abhängig oder bedürftig empfanden.
In einer weiteren Untersuchung zeigte man Personen Aufnahmen von ihren Beziehungspartnern, die auf einen wütenden Gesichtsausdruck hindeuteten. Menschen mit geringem Selbstbewusstsein neigten häufiger dazu, sich danach abgelehnt zu fühlen oder gegenüber ihrem Beziehungspartner negativ eingestellt zu sein, obwohl eine Vielzahl von Faktoren für die Stimmungslage des Partners infrage gekommen wären.
Als Fazit kann man aus diesen Ergebnissen ziehen, dass ein geringes Selbstbewusstsein eine Beziehung belasten kann, da betroffene Personen zu häufig falsche Bedeutungen in mehrdeutigen Hinweisen ihrer Partner lesen. Und das darauffolgende Verhalten produziert meist genau die Ergebnisse, die sie um jeden Preis zu verhindern versuchen.
Wirklich interessant an den Studienergebnissen ist unter anderem die Tatsache, dass nicht nur in frischen Beziehungen, sondern auch in älteren Partnerschaften ein mangelndes Selbstbewusstsein ihr Unwesen treiben kann.
Schwierig wird es, wenn der Partner mit mangelndem Selbstbewusstsein erkennt dass er sich zu wenig Selbstachtung geschenkt hat. Dann heißt es „ich kümmere mich jetzt mal um mich!“
Und „ich erfülle jetzt nicht die Erwartungen anderer!“ Das klingt dann meist so, als hätte man ihnen das verboten. Der Beigeschmack des Zeigefingers auf den Partner mit diesen Aussagen ist auf jeden Fall nicht von ungefähr.
Als Paartherapeut erkenne ich recht schnell die Situation mit der Frage: „Wenn du mal 3-4 Tage nicht mit deinem Partner zusammen bist, geht es dir dann gut oder schlecht? Hast du das Gefühl du erholst dich oder dir fehlt etwas um glücklich zu sein?“. Je nachdem wer wie antwortet weiß man wer derjenige ist der ein mangelnden Selbstwert hat, und wer derjenige ist, der darunter leidet.
Fazit:
Ein geringes Selbstwertgefühl führt dazu, dass Menschen ihre eigenen Bedürfnisse nicht ausreichend ernst nehmen, äußern und erfüllen. Auf diese Weise kann keine ausgewogene Balance in der Beziehung aufgebaut werden, da sich mehr an den Wünschen des Partners und weniger an den eigenen orientiert wird. Das beeinträchtigt wiederum die Beziehungszufriedenheit.
Darüber hinaus brauchen Personen mit einem geringen Selbstwert übermäßig Bestätigung und Anerkennung und rutschen dadurch eher in emotionale Abhängigkeitsverhältnisse. Sie tendieren dazu, ihre eigene Liebenswürdigkeit in Frage zu stellen. Daraus resultiert ebenso, dass sie weniger an die Liebe ihres Partners und die Chancen der Beziehung glauben. Mögliche Folgen können Eifersucht, Misstrauen und Klammern sein. Zudem sind sie allgemein verletzlicher und ziehen sich in kritischen Situationen schnell zurück.
Das macht es schwieriger, Konflikte konstruktiv zu lösen und in einer Beziehung zusammenzuwachsen. Mit Konflikten umzugehen fällt schwieriger, da Kritik sehr persönlich genommen und sich selbst die Schuld gegeben wird.
Eine Dimension, anhand derer sich ein niedriges Selbstwertgefühl häufig äußert, ist das Aussehen. Betroffene zweifeln häufig an ihrer Attraktivität, was nicht nur sie selbst belastet, sondern auch die Beziehung. So brauchen sie sehr viel Bestätigung vom Partner, empfinden aber gleichzeitig wegen ihrer Komplexe oft Eifersucht, wenn der Partner mit vermeintlich attraktiveren Menschen zu tun hat. Das kann dann zu Diskussionen und Streit führen. Auch (sexuelle) Hemmungen können entstehen, die in der Beziehung zu Frustration und Distanz führen können. Bei beiden Partnern.
Ein geringes Selbstwertgefühl geht zudem oft mit mentalen Problemen oder psychischen Erkrankungen einher, wie zum Beispiel Angststörungen oder Depressionen. Hieraus resultieren unter anderem Antriebslosigkeit, Libidoverlust und Gleichgültigkeit.