heuchelei erkannt, gegenangriff

Du bist doof, weil du gemerkt hast, dass ich dich verarschen wollte.

Wenn Heuchelei entdeckt wird, gehen Menschen oft in Gegenangriff. So wie oben wird es zwar keiner sagen, aber du kennst bestimmt anlehnend an diesen Satz entsprechendes Verhalten, oder? Solch ein Abwehrverhalten findet man in jeder Altersgruppe. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass mit dem Alter und den Erfahrungen dieses Verhalten verschwindet.

In direkter Kommunikation stellt man schnell fest, ob ein Anliegen, das für einen selbst von Wert ist, vom anderen geschätzt wird. Seit gut 2 Jahrzehnten aber kann man dies auch feststellen, obwohl man nicht direkt miteinander redet.

Erst recht in Zeiten der digitalen Netzwerke kann man ganz deutlich erkennen, wer einen respektiert – oder sogar mag – und wer nicht. Daher ist dieses Thema derzeit so aktuell – und ich möchte es hiermit benennen.

Heuchelei im Zeitalter der digitalen Kommunikation

Seit den SMS, WhatsApp-Nachrichten und den Haken kann man sehen, wann der Gegenüber die Nachricht (oder die Frage) erhalten hat. Durch Ignorieren oder stark zeitversetztes Antworten kann man die Wertschätzung gegenüber sich selbst ermitteln.

Das Gleiche geschieht bei Facebook u.a. mit den Likes. Findet man einen Beitrag von jemandem gut, dann liked man ihn – bestenfalls teilt man ihn. Man schenkt dem Beitrag eben Beachtung. Man kommentiert sogar. Klar – Menschen, die es geschafft haben, sich nicht interaktiv zu beteiligen, aber immer zu beobachten, denen glaubt man, dass sie einen Post nicht gesehen haben oder aus Prinzip nicht oder generell sehr wenig reagieren. (Eines vorneweg: Die Qualität eines Beitrages spricht nicht immer an. Ich beispielsweise reagiere nicht auf Müllbeiträge, die sehr einfach gestrickt denkende Menschen bedienen und bestätigen. Mein Beispiel hier richtet sich innerhalb der „Klasse“ im intellektuellen  Niveau.).

Doof wird es aber, wenn man sieht, dass Menschen im unmittelbaren Freundeskreis ständig reagieren, (liken, teilen, kommentieren), aber eben nichts, was man selber veröffentlicht. Das sind dann Indizien, dass die Sympathien nicht ganz so groß sind. Unter Umständen kann man sagen, dass man Heuchelei durch diese Tools erkennt.

Aufgrund dieser Digitalisierung von Kommunikation hat der Mensch ein Instrument der Durchschaubarkeit geschaffen. Zwar kann man, wenn man um diese Sache weiß, das auch zur Manipulation nutzen. Aber die Energie dafür aufzubringen ist weitaus höher, als gar nichts zu tun. Etwas nicht zu beachten oder beizupflichten kostet weniger Energie, als zu lügen, daher wird das bewusste Täuschen in der digitalen Welt (außer politisch um soziokulturell Stimmung zu erzeugen – beispielsweiße durch Fake News) tendenziell eher nicht durchgeführt. „Bist du nicht dafür, so bist du dagegen.“… ehemalige DDR Bürger dürften diese (Pseudo-)Weisheit zur Genüge kennen. Jedoch ist leider auch etwas Wahres dran.

Heuchelei erkannt: Die Gegenreaktion

Den allermeisten Menschen ist es lieb, wenn sie wissen „woran sie sind“. Zu wissen, wer mag einen und wer mag einen nicht – das gibt Sicherheit. Es gibt auch Menschen, die wollen das lieber nicht wissen, da diese Erkenntnis u.U. bitter sein könnte.

Das Unangenehme an Heuchelei, an dieser „Ich mag dich nicht, aber ich will es dir nicht zeigen“-Fassade ist jedoch, wenn es zur sogenannten Ent-Täuschung kommt. Es steckt im Wort: Man ist ent- täuscht. Man hat eine Erkenntnis erlangt, die einem nicht bewusst war oder man anders glaubte. Man wurde getäuscht und ist nun ent-täuscht.

Wird der Täuschende nun damit konfrontiert, dass seine fehlende Wertschätzung erkannt wurde, reagiert er mit Angriff. Im Prinzip sind Angriffe, wie sehr schnelles trotziges Verhalten auf verbaler und auch nonverbaler Ebene, Bestätigungen. Getroffene Hunde bellen!

Das Verhalten ist von der Psyche her automatisiert: Denn der Täuschende ist unbewusst immer in der Situation erkannt zu werden und dafür ist er automatisiert gewappnet mit Gegenangriff. Daher kann und wird er in den allermeisten Fällen auch sofort seine Schilde hochziehen und die Motzkeule zum Angriff rausholen. Jemand, der nicht davon ausgeht erwischt zu werden, reagiert eher überrascht und kann tendenziell im ersten Moment handlungsunfähig sein. Eine wahre Größe entschuldigt sich auch.

Die Frage stellt sich also … . Wer schnell mittels Angriff reagiert, macht dies aus einem Grund. Man wurde erwischt. Der Grund ist die Bestätigung. Wer perplex ist und versucht den Standpunkt (die „falsche“ Erkenntnis ) geradezurücken, legt einen Wert in die (dessen) Schätzung. Es steckt im Wort = Wertschätzung. Der Gegenüber hat seinen Wert für ihn falsch eingeschätzt. Ist dies der Fall, reagiert man nicht mit Angriff – nicht sinnbildlich mit „Du bist doof“, sondern mit der Frage nach dem Grund.

Wie findet man heraus, ob jemand Sympathien für einen hegt, oder ob er Sympathie vorspielt?

Um Heuchelei zu erkennen, gibt es eine einfache Möglichkeit. Distanz aufbauen und sich abwenden. Der Enttarnte reagiert mit dem sinnbildlichen Fingerzeig:

Du bist doof, weil du gemerkt hast, dass ich dich nicht leiden kann. Du bist doof, weil du gemerkt hast, dass ich dich angelogen habe.

Du bist doof, weil …

  • du gemerkt hast, dass ich dich nicht respektiere. 
  • du gemerkt hast, welch geringen Wert du für mich hast. 
  • ich nicht mehr doof zu dir sein kann. 
  • du meine Heucheleien nicht mehr mitmachst.
  • du mitbekommen hast, wie abwertend ich über dich geredet habe.

Wenn es nicht so ist, so käme eher die Frage nach dem Grund auf: „Was ist los, warum hast du Distanz aufgebaut? Warum hast du dich entfernt? Ich will nicht dass wir keine Freunde mehr sind.“

Was gehe ich am besten mit der Erkenntnis um?

Als Coach kann ich nur einen Tipp geben. Auch wenn es aufgrund sozialer Verknüpfungen und gemeinsamer Erinnerungen manchmal sehr schwer ist: Verabschiedung der Menschen vom inneren Freundes/Familienkreis in den äußeren „Bekanntenkreis“, wo man lediglich „Hallo“ sagt, wenn man sich sieht, bzw. auch ein grüßendes Kopfnicken ausreicht.

Neben der Verabschiedung sollte noch eine zweite Veränderung gestartet werden: Was du nicht willst, was man dir antut, das füge keinem anderen zu.

Die Selbstreflexion darf nie fehlen! Wie reagiere ich, wenn man mich „erwischt“, „aufdeckt“ ?? Versuche ich jemanden zu täuschen und tue so als wäre da Sympathie? Ist es eine Spiegelung meines Verhaltens? Hege ich eine sich gegenseitig bedingende Sympathie? (Hast du mich lieb, habe ich dich auch lieb. Ansonsten nicht).

„Am Ende lernst du, den Menschen den gleichen Wert zu geben, den sie dir geben.“

Diese Erkenntnis als Weisheit definiert klingt erstmal gut. Der Weg mit weniger innerer Veränderung wäre der Schritt einer Beendigung von Heucheleien, der sog. Verabschiedung von gewissen Menschen aus seiner Welt. Der schwierigere Weg wäre wirkliche Wertschätzung gegenüber Menschen zu erlangen, die man nicht mag, weil Neid, Missgunst, Eifersucht oder ein kommunikatives Missverständnis dazwischen liegt. Das ist harte Arbeit.

Eine Mischform ist natürlich das Praktikabelste, nämlich mit dem Satz „Geh! Geh mit Gott und geh in Frieden.“

Wer Fragen hat oder einen Rat benötigt, darf mich gerne kontaktieren.

Herzlichst euer Gregor

 

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