Narzisstische Chefs erhalten ihre Macht mit einer bestimmten Strategie

 -ein Psychiater erklärt, warum es so schwer ist, sich dagegen zu wehren

 

Narzissten haben ein überwiegend negatives Selbstbild, sagt Psychiater und Autor Pablo Hagemeyer.

Das unangenehme Verhalten, das narzisstische Führungskräfte an den Tag legen, diene also letztlich nur einem Zweck: dem Selbstschutz. Sie wollen um jeden Preis vermeiden, die eigene Schwäche zu spüren und zu zeigen.

Um zu verhindern, dass ihre Schwächen und Inkompetenzen auffliegen, nutzen Narzissten in Chefpositionen eine besonders perfide Taktik: Sie spielen ihre Mitarbeiter gegeneinander aus.

Narzisstische Chefinnen und Chefs führen meistens nicht, weil sie sich dazu berufen fühlen und Dinge bewegen wollen. Sie führen vor allem aus einem Grund: um ihr eigenes Selbstwertgefühl zu stärken.

(Textquelle und Kommentar von Gregor Schäfer am Ende des Textes. Eines vorneweg von Gregor Schäfer: Als „Chef“ kann auch ein Vorgesetzter einer Abteilung gesehen werden also nicht zwangsläufig ein CEO! Ich habe ehrlich gesagt nicht so viele CEO als Narzissten erlebt, eher Mitarbeiter in einer Abteilungsführenden Position)

Im Gegensatz zu dem, was sie nach außen vermitteln, sind Narzissten nämlich innerlich zutiefst verunsichert und haben ein überwiegend negatives Selbstbild, sagt Psychiater und Autor Pablo Hagemeyer. „Sie wollen um jeden Preis vermeiden, die eigene Schwäche zu spüren und zu zeigen.“

Um diese Selbstzweifel vor sich selbst und vor anderen zu verbergen, überkompensieren sie — und greifen dabei auf perfide Methoden zurück. Welche das sind und wie man sich dagegen wehren kann, verrät Hagemeyer im Interview.

Narzisstische Chefs spielen Mitarbeiter gegeneinander aus

„Der Narzisst ist sehr darum bemüht, Anerkennung zu bekommen und gut dazustehen“, sagt Hagemeyer. Kommen Mitarbeiter ihrem fragilen Selbstbild zu nahe — zum Beispiel, indem sie Kritik äußern —, werden narzisstische Führungskräfte deshalb oft aggressiv und paranoid, erklärt der Psychiater.

„Kompetente, weniger narzisstische Chefinnen und Chefs umgeben sich mit starken Mitarbeitern, die mehr wissen und können als sie, nehmen Feedback an und können auch anderen die Show überlassen.“ Anders sei es bei narzisstischen, inkompetenten und schwachen Führungskräften. Um zu verhindern, dass ihre Schwächen und Inkompetenzen auffliegen oder dass jemand an ihrem Stuhl sägt, nutzen sie eine perfide Taktik: Sie spielen ihre Mitarbeiter gegeneinander aus.

„Über solche Persönlichkeiten wird oft gescherzt, dass sie immer mit einer Axt hinter dem Rücken unterwegs sind — weil sie das Team spalten“, sagt Hagemeyer. Das schaffen sie durch Einzelgespräche mit Teammitgliedern, in denen sie gezielt deren Loyalität verstärken. Sprich: Sie geben ihnen persönliche und emotionale Bestätigung, zum Beispiel, indem sie ihre Arbeit loben oder ihnen glänzende Karrieremöglichkeiten versprechen.

Narzissten kommt die Fähigkeit der kognitiven Empathie zugute. Dass sie keine Empathie an den Tag legen können, ist nämlich eine falsche Annahme. Im Gegenteil: Sie können ihre Empathie sogar strategisch an- und ausschalten, um ihre Gesprächspartner zu manipulieren.

Emotionale Empathie vs. kognitive Empathie

Das, was die meisten von uns unter Empathie verstehen, ist die sogenannte emotionale Empathie, mit der wir Emotionen und Gedanken anderer Personen nicht nur erkennen, sondern auch nachempfinden können. Manipulative Narzissten bedienen sich hingegen der kognitiven Empathie. „Die kognitive Empathie ist die Fähigkeit, sich in den anderen hineinzuversetzen, zu spüren, was für ihn opportun ist — und ihn damit zu locken, zu motivieren oder zu überzeugen“, erklärt Hagemeyer. „Das ist aber eine reine Strategie. Die Empathie ist nur kognitiv, also gedacht — und nicht gefühlt. Darauf fallen viele rein.“

Opfer von Narzissten fallen nicht nur darauf rein, sondern kommen laut Hagemeyer oft gar nicht erst auf die Idee, daran zu zweifeln. Der Fehler liege deshalb auch zum Teil bei dem Opfer — denn Opfer von narzisstischen, mächtigen und manipulativen Menschen wollen in der Regel glauben, was sie hören.

„In diese positive, persönliche und emotionale Bestätigung flechten narzisstische Führungskräfte dann ein, dass die Konkurrenz nicht schläft.“ So könnte die Führungskraft zum Beispiel andeuten, dass der Kollege im Nachbarzimmer die Absicht hat, den Posten zu übernehmen. Durch solche eingestreuten Lügengeschichten erhöhen narzisstische Führungskräfte den Druck auf den Mitarbeiter und jagen ihnen die gleiche paranoide Angst ein, unter der sie selbst leiden.

„Diese Konkurrenz, die künstlich im Team erzeugt wird, spaltet natürlich auf perfide Weise das Team“, sagt Hagemeyer. „Jeder fühlt sich mit dem Chef extrem verbunden und will die Konkurrenz ausschalten. Schließlich ist die Loyalität zum Chef ja gefährdet, wenn der Andere Vorteile hat.“ Das Verhalten einer solchen Führungskraft könne dazu führen, dass Leute im Team bevorzugt und andere besonders gemobbt oder ausgegrenzt werden. Was man als Führungskraft davon hat: Die eigene Inkompetenz bleibt verborgen, die Mitarbeiter streiten sich untereinander und die Gefahr, von ihnen vom Thron gestoßen zu werden, verschwindet.

Warum es so schwierig ist, sich zu wehren

Wenn das Team zusammenhält, hat laut Hagemeyer keine narzisstische Führungskraft eine Chance. Das ist allerdings ein Szenario, das nicht sehr realistisch ist, wie der Psychiater zugibt: „Natürlich sind wir nur Menschen, wir haben Angst vor Konsequenzen wie einer Kündigung oder davor, nicht mehr dazuzugehören. In solchen Fällen werden höchstwahrscheinlich nicht alle mitmachen.“ Ein deutliches Statement wäre zum Beispiel, wenn die Belegschaft geschlossen kündigt und die Chefin oder den Chef alleine lässt — doch auch solche Fälle bleiben eher eine Ausnahme.

„Wenn nicht alle mitziehen, gilt es, Allianzen zu treffen — zum Beispiel mit befreundeten Kollegen“, sagt Hagemeyer. Durch den Austausch miteinander könne man herausfinden, was an den Geschichten wirklich dran ist, die die Führungskraft verbreitet. Entwickelt diese Allianz eine kritische Größe, könne man geschlossen zur Chefin oder zum Chef gehen und seine Kritik äußern. So müsse kein einzelner im Team die Konsequenzen dafür tragen.

Quelle: https://www.businessinsider.de/karriere/arbeitsleben/narzisstische-chefs-erhalten-macht-mit-einer-perfiden-strategie-r4/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

 

Kommentar von Gregor Schäfer:

Dieses Thema ist in der Kategorie „Unternehmenscoaching“ platziert, kann aber auch im Mindsetting oder gar in der Paarcoaching Kategorie Platz finden:

So wie beschrieben wird, dass ein narzisstischer Chef die Mitarbeiter „ausspielt“, findet dies auf familiärer Ebene mit Kindern und auch Schwiegerkindern statt: Hier kann eine narzisstische Person die eigenen Kinder gegen den Partner (tendenziell auch oft in Patch-Work Konstellationen) „aufhetzen“ oder ein narzisstischer Elternteil gegen den Schwiegersohn oder die Schwiegertochter. Mehr zum narzissten auch hier: https://ursachenforschung.net/narzissmus-erkennen/

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