Mit einem Interview von t3n.de (das Magazin für digitales Business) möchte ich einleiten, und daraus ein Fazit ziehen:

Die Philosophin und Literaturwissenschaftlerin Marie-Luise Goldmann warnt vor einem Spaß-Imperativ in der heutigen Gesellschaft. Müssen sich die Ansprüche an Arbeit verändern?

Für eine Fachrichtung entscheiden und durchziehen: Mit der Einstellung ist die Philosophin und Literaturwissenschaftlerin Marie-Luise Goldmann selbst ins Studium gestartet. Und hat eine Fächerkombination gewählt, von der sie sich am meisten Spaß versprochen hat – eine Maßgabe, an der sie heute viele Probleme erkennt. Warum, erklärt sie im Interview.

t3n: Frau Goldmann, für Ihre Promotion haben Sie Hunderte Bücher gelesen – hatten Sie immer Spaß daran?

Marie-Luise Goldmann: Kommt drauf an, was Sie unter Spaß verstehen. Natürlich gibt es unglaublich langatmige Geschichten, zum Beispiel im Realismus ziehen sich Landschaftsbeschreibungen seitenlang hin. Diese Langeweile ist schon besonders. Aber das Spannende ist ja: Wenn man erst mal drin ist in diesen langen Beschreibungen, entwickelt man einen anderen Zeitbezug. Das ist der Flow der Langeweile – auch wichtig, um kreativ zu werden. Dieses Flow-Erlebnis würde ich genauso als Spaß bezeichnen.

t3n: Und doch bei anhaltender Langeweile an Ihrem Job zweifeln …

Ja, sicher. Das ist aber schade, denn unsere Sichtweise auf Arbeit ist heute recht eingeschränkt. Viele Menschen suchen nach einem Job, der ihnen in erster Linie Spaß macht. Damit meinen sie, wenn man genauer nachfragt: entweder Flow-Erlebnisse – oder Identifikation, also den Wunsch, in einer Tätigkeit als Mensch vollständig aufzugehen und sich gerade durch die Arbeit weiterzuentwickeln. Dabei gibt es viele weitere Bereiche, über die wir uns definieren könnten: etwa Freizeit­beschäftigungen oder die Familie und das soziale Netz.

t3n: Aber erst mal ist an Spaß bei der Arbeit doch nichts auszusetzen.

Nein, natürlich nicht. Spaß ist wichtig. Das Problem ist aber die Logik dahinter, die stark kapitalistisch geprägt ist: Einerseits ist es in der heutigen Gesellschaft erstrebenswert, viel zu leisten – und andererseits: nicht darunter zu leiden. Das unterscheidet die heutige Sichtweise von der Leistungsgesellschaft zur Zeit des Protestantismus, als harte Arbeit noch stärker mit Askese verknüpft war. Es galt, hart zu arbeiten, um später im Leben eine Belohnung zu erhalten, im Extremfall erst im Jenseits von Gott. Heute liegt der Fokus im Diesseits: Wir streben die Beschäftigungen an, die schon jetzt und währenddessen Spaß machen. Das führt einerseits dazu, dass bestimmte Jobs etwa in der Alten- und Krankenpflege erst gar nicht mehr gewählt werden – und andererseits ganz individuell zu einem höheren Selbstverwirklichungsdruck und Unzufriedenheit: Wenn es mal nicht so läuft, denkt man schnell, dass man etwas falsch gemacht hat im Leben.

t3n: Ist das aber insgesamt nicht eine gute Entwicklung, dass Spaß bei der Arbeit stärker in den Fokus rückt?

Der Berliner Philosoph Byung-Chul Han ­kritisiert, dass man das auch der Selbstausbeutungsdynamik des ­Kapitalismus zuschreiben kann: Die Arbeit lässt uns zu besseren Menschen werden – statt sich im Hobby oder dem ­sozialen Umfeld zu verwirklichen, ordnen ­viele ­Menschen sogar die Freizeit dem Ziel ­unter, im Job besser zu werden. So internalisieren wir den Druck, den früher etwa Chefinnen und Chefs oder die Eltern ausgeübt haben: Wir organisieren und motivieren uns selbst und wollen das auch noch jeden Tag gerne machen.

t3n: Was fehlt Ihnen bei der Sichtweise?

Dass Arbeit auf viele Arten erfüllend sein kann, auch wenn sie nicht permanent Spaß macht. Zum Beispiel gibt es Jobs, die das Gefühl geben, den Tag über etwas Sinnvolles getan oder etwas Überdauern­des geschaffen zu haben, was Hannah Arendt mit dem Gedanken des „Herstellens“ beschrieben hat. Außerdem kann Arbeit – überhaupt etwas zu tun zu haben – auch einfach ablenken von den großen Sinnkrisen des Lebens oder Gedanken an den Tod, wie es etwa die Schriftstellerin Marlen Haushofer in ihrem 1963 erschienenen Roman „Die Wand“ vermittelt. Darin ist eine Frau durch eine unsichtbare Sperre von der Außenwelt abgetrennt, und die harte Feldarbeit hilft ihr, ihre Ausweglosigkeit zu vergessen.

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Von der Geschäftsleitung wird am ehesten Wege gesucht wie der Umsatz gesteigert werden kann. Wie Kosten gesenkt werden können. Wie Effektivität gesteigert werden kann. Wie Fehler vermieden werden können. Wie Unfälle vermieden werden können.

Manche tauchen auch mal mit der Frage ein wie man Identifikation, ein Own-Ship Feeling schaffen oder steigern kann.

Gehe ich als Unternehmercoach mit der Frage an den Chef: Welche Gedanken haben Sie sich gemacht dass Ihre Mitarbeiter, also der Lagerist, der Vertriebsinnendienst, die Putzfrau mehr Spaß haben? Was müssten Sie bieten, alles außer mehr Gehalt, damit Ihr Mitarbeiter sich auf die Arbeit freut und morgens gerne zu seiner Arbeit fährt ?

Manche halten einen Fitnessraum zur freien Benutzung als totalen Quatsch, andere wiederum realisieren diese durch Gleitzeiten, bzw frei wählbare Pausenzeiten. Welche Benefits außer Gehaltaufstockung sorgen dafür dass die Mitarbeiter für die Firma (und für den Chef) aufs Schlachtfeld ziehen würden?

Oftmals sind es ganz banal die Arbeitsprozesse die geändert werden können, sodass Spaß entsteht. Was ist nerviger als komplizierte Verfahren und Prozesse zu kompensieren? Fehler die durch bspw eine verbesserte Software hätten vermieden werden können?

Hier sind nach einem Brainstorming so manche Ideen entwickelt worden, die ein Geschäftsführer nicht für möglich gehalten hatte.

Ein Coaching für den Unternehmer bedarf mehrere Tage Einblick in die Firma, auf dessen Mitarbeiter und Arbeitsprozesse. Danach erst kann ganz individuell zugeschnitten ein Konzept erstellt werden. Wem das zu aufwendig ist, bucht ein Seminar von der Stange.

Wer in seine Mitarbeiter investiert, investiert nachhaltig.

Ich bin für Sie da!

Herzlichst Gregor