Ein Interview aus 2017 von einem Kommilitonen geführt (Alice Salomon Hochschule Berlin) im Zuge einer Projektarbeit. Die Arbeit in einer MAT Maßnahme motiviert ihn nach knapp 2 Jahren als Quereinsteiger den Weg des Sozialpädagogen zu gehen. Das Studium der sozialen Arbeit hat Gregor Schäfer noch im ersten Semester wieder verlassen müssen, da ein duales Studium eine fachliche Anleitung voraus setzt. Aufgrund Rückkehr in den Vertrieb in der freien Marktwirtschaft war dies nicht mehr gegeben.

Dennoch ein langes aber sehr aufschlussreiches Interview, welches aufgrund der Qualität seiner Aussagen hier veröffentlicht wird.

Herr Schäfer, Sie haben als Coach und Dozent eine Maßnahme für Langzeitarbeitslose, bzw ein schwer auf den  ersten Arbeitsmarkt integrierbares Klientel geleitet. Mittlerweile arbeiten Sie als pädagogischer Mitarbeiter in einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche. Ziehen sie kausale Zusammenhänge für die Entwicklungen bis zu Ihrem Klientel als Coach für Langzeitarbeitslose?

Allerdings. Ich sehe 23 Jährige die mit Konsequenzmangel durchs Leben gingen, und das was sie gelernt haben bis dahin ist, dass sie immer mit allem durchkommen. Irgendwie geht es immer weiter.

Wenn junge Menschen mit Konsequenzmangel groß werden, lernen sie nicht die Folgen ihres Handelns zu berechnen. Ähnlich wie beim Schach spielen gibt es auf einen Zug immer mehrere Möglichkeiten des Gegners darauf zu reagieren. Diese Fähigkeit der Evaluation ist nie beansprucht worden und konnte sich dementsprechend auch nicht entwickeln. Erst diese Fähigkeit ermöglicht als Bedingung auch ein Handeln als „scheitern“ zu bewerten. Ich sprach mit zahlreichen gerichtlichen Betreuern die teils über 2 Jahrzehnte mehr oder weniger auch auf der Straße unterwegs sind, und sagen dass ihr Klientel, selbst wenn sie die Wohnung verlieren, ins Obdachlosenheim oder gar auf die Straße gehen, sie dieses nicht als Niederlage bewerten. Sie schlafen dann zunächst bei Kumpels, und irgendwie wissen die dass irgendjemand ihnen immer wieder einen Rettungsring zuwirft, ob Streetworker, das Amt, Kumpel oder Familie. Irgendwie geht es immer weiter, irgendwo schläft man, irgendwo bekommt man etwas zu essen. Man schraubt seine Ansprüche eben notwendigerweise soweit runter das „überleben“ schon ein Erfolg dar stellt. Es ist auch eine Notwendigkeit in solch Situationen den Ernst der Lage nicht an sich ran zu lassen. Man hat das Gefühl sie sehen das ganze Leben als eine Art Spiel. Und jetzt kommt die Doppelmoral…Im Prinzip ist es auch so. Es stellt sich die Frage ob das herabsetzen der Ansprüche, das justieren der Werte weg von materiellen Reichtum und gesellschaftlichen Zwängen per se so schlecht ist.

Wo sehen Sie Ihre Aufgabe bei den Jugendlichen im Heim, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ihre „Hartz 4 Karriere“ starten, die sie ja auch coachen?

Aufgrund der Tatsache dass ich zusätzlich auch als gerichtlich bestellter Betreuer 17-25 Jährige coache, die teilweise keine Tagesstruktur mehr leben und damit auch sehr weit vom 1. Arbeitsmarkt entfernt sind, sehe ich ja was aus den 14-17 Jährigen im weiteren Verlauf wird. Es ist wie schon angesprochen der sog. „Konsequenzmangel“. Die Rückkopplungen ihres Verhaltens fand zu wenig statt, die Eltern mit ihrem Erziehungsauftrag sind oftmals zu sehr mit sich selber beschäftigt und lassen ihre Kinder „nebenher“ groß werden. Früher gab es Mehrgenerationenhäuser, wo Großeltern, Geschwister, Tanten, Onkel in greifbarer Nähe waren und bei der Erziehung, also bei den „Rückkopplungen“ geholfen haben. Es waren klar definierte und verteilte Rollen in einer festen Familienstruktur. Dieses fehlt heute oftmals, und Kitas und Grundschule können nur zum Teil das Fehl dessen kompensieren, zumal die Pädagogen heutzutage sich auch nicht mit Härte und Strenge aus dem Fenster lehnen wollen und teils nicht dürfen. Wenn ein Erzieher mal rumbrüllt so dass ein Kind Ehrfurcht entwickelt, so wird dies heutzutage als Kompetenzmangel des Erziehers bewertet. Man muss also so früh wie möglich und auch nach der Grundschule noch beginnen durch Konsequenzen das Spielfeld ab zu stecken in dem ein Kind oder ein Teen sich zu bewegen hat.

Als Vergleich nehme ich meinen Rettungsring: Ein Kind kann nicht schwimmen, hüpft ins zu hohe Wasser. Als Erwachsener werfen wir ihm einen Rettungsring zu. Das Kind strampelt sich zum Ufer, und wir Erwachsene (oder auch Pädagogen!) sagen es solle schwimmen lernen dass dies nicht nochmal  passiert. Das Kind guckt uns an, lächelt, und springt wieder rein, weil es nun weiß dass wir ja den Rettungsring zu werfen. Und das macht es immer wieder….es begann damit u.U. früh bereits in der Grundschule, und projezierte seine Erfahrungswerte immer subtiler auf´s Leben und ist so bis bspw 23 Jahre durchs Leben gekommen, und nun sitzt dieser Mensch in einer sog. Maßnahme vor mir.

Beide Parteien gehen den Weg des geringsten Widerstandes: Für uns Erwachsene ist es leichter immer wieder den Rettungsring rein zu schmeißen, als dem Kind das schwimmen mühselig bei zu bringen. Und für das Kind ist es leichter immer wieder mit Freude rein springen zu können, ohne die „mühselige“ Prozedur des schwimmen Lernens durch machen zu müssen.

Viele Pädagogen hoffen auf die kognitive Fähigkeit der Reflexion, also das ein Kind oder Jugendlicher bereits ein actio et reactio bewertet und für sich, bestenfalls die „richtige“, Schlussfolgerung zieht und daraus lernt.

Wenn wir uns von dieser Erwartung lösen, und Kinder und junge Menschen so betrachten dass sie dazu gar nicht in der Lage sind, können wir anders arbeiten. Viele wollen an dieser Erwartung aber festhalten, denn es bedeutet ja auch eine Art Respekt, den man vor den Kids behalten will. Wenn man sich sagt „dieses Kind ist gar nicht in der Lage die Folgen seines Tuns zu berechnen“ wertet man u.U. diesen Menschen ab. Die Schwierigkeit liegt also darin, die Unfähigkeit nicht nur zu akzeptieren, sondern sie zu respektieren. Eine Ente kann eben gut schwimmen und nicht auf den Baum klettern, ein Affe kann eben gut auf den Baum klettern aber nicht schwimmen. Oftmals versuchen Pädagogen Enten auf den Baum zu bekommen und Affen ins Wasser. Die Aufgabe besteht also darin diese Menschen nicht zu verurteilen, was manchmal sehr schwer fällt.

Wie gehen Sie in der Praxis damit um?

Wenn sie ausfällig werden, fangen sie an dich als Betreuer zu beleidigen. Wenn ein Pädagoge das persönlich nimmt, wird es eine Konfliktspirale geben. Der Betreuer will unbedingt Recht haben und der Stärkere sein. Das geht häufig schief und fordert mentale Energie. Da Aggressionen entladen werden müssen, bist du als der Diensthabende Betreuer eben manchmal Mittel zum Zweck. Ich nehme ein „Hurensohn“ dann auch nicht persönlich. Generell…..Kinder fordern ja bereits sehr früh Grenzen ein. Grenzen bedeuten Sicherheit. Innerhalb einer Struktur kann man sich auch mit dem Gefühl der Geborgenheit entwickeln. Oftmals liegt der Fehler darin dass Erwachsene dies gar nicht erkennen, oder zu früh damit aufhören Grenzen ab zu stecken und konsequente Reaktionen walten zu lassen. Der Wunsch nach Grenzen und Struktur hört aber nicht bei einem 12 Jährigen Menschen auf. Es wird nur schwieriger das so zu erkennen. Der „Widerstand“ eines (prä)pubertierenden Menschen ist eine subtile Form des Wunsches nach Orientierung. Das ist kein Widerstand, sondern eine Aufforderung nach Stabilität innerhalb der Familienstruktur. Diesem Stand zu halten fällt vielen sehr schwer. Als Erzieher, Coach, Trainer, Pädagoge ist es Aufgabe dieses zu erkennen, und notfalls das Fehl von Regeln, Grenzen und Konsequenzen zu kompensieren, aber ohne sich selbst daran auf zu reiben. Wie gesagt die Handhabe von Konflikten ist bei den Sozialarbeitern sehr unterschiedlich, und hat mit dem eigenen Ego zu tun.

„Schwer Erziehbare“ wollen sich selber nicht entwickeln, sie wollen entwickelt werden. Der größte Fehler m.E. liegt darin, zu hoffen dass sie genug Reflexionsfähigkeit besitzen oder entwickeln und sich somit durch learning by doing selber so entwickeln dass sie in die Masse der Gesellschaft passen. Es passiert dann der Fehler dass immer wieder der Rettungsring zu geworfen wird. Banal gesagt müssen Kinder und Teens, die als „schwer erziehbar“ definiert werden, vor dem springen ins tiefe Wasser festgehalten werden und klar gesagt werden, und zwar ohne „Bitte bitte tue das nicht, es ist ja gar nicht gut für dich“, dass es nicht springen darf bevor es nicht schwimmen gelernt hat. Das ist keine Wahl, keine Option.

Ist das eine allgemeingültige Form der Erziehung?

Zunächst muss man das Ursache-Wirkungsprinzip durchleuchten. Die Ursachen und Symptome müssen erkannt und auch definiert werden um pädagogisch oder gar therapeutisch arbeiten zu können. D.h. wenn ein 14 Jähriger wegen versuchten Mordes schon im Jugendknast saß, muss das ja eine Ursache haben. Neben der „traurigen Kindheit“  (salopp gesagt ) debattieren Forscher auch über Disposition, also epigenetischen Faktoren und auch pränatalen Erlebnissen. Ein Fehler m.E. besteht darin, dass Erzieher die Art der Symptombekämpfung mit zu viel Verständnis aufgrund der Ursachen durchführen. Die Gleichung ist nicht: „Das Kind wurde so, aufgrund mangelnder Liebe, Wertschätzung und Beachtung, deswegen geben wir ihm das jetzt, und es lenkt sich dann wieder selber ein“. Das mag manchmal funktionieren, wenn denn die kognitiven Fähigkeiten ausreichend für Reflexion, Analyse und  Adaptionsfähigkeit vorhanden ist. Das ist es nach meinen bisherigen Erfahrungen aber selten. Gewaltanwendung sollte nicht aufgrund mangelnder Liebe und Aufmerksamkeit in der Kindheit entschuldbar gemacht werden. Es bleiben schlussendlich die Fakten, welche Konsequenz erfordern. Jeder der Kinder hat, oder viel mit Ihnen arbeitet, weiß dass ab einem gewissen Alter, ich sage jetzt mal so zw. 12-17 Jahren, jmd durchaus charakterlich salopp gesagt ein Arschloch sein kann. Nur weil jmd in einem Heim für schwer erziehbare ist, hat er keinen Freifahrtsschein so sein zu dürfen. Vergangenheit hin oder her.

Wenn Erwachsene also wieder ein Stück weit „strenger“ werden, also bspw wie in den 60er oder 70er Jahren noch, bräuchte man dann weniger Erzieher und Pädagogen?

Naja, wir haben eben eine gesellschaftliche Veränderung, die Großfamilie in der Art wie sie bspw in diesen Jahrzehnten gab, gibt es ja nicht mehr. Aus dem Herdentier wurde in den letzten Jahrzehnten immer mehr der Einzelgänger. Früher haben große Kinder im Dorf die kleinen miterzogen. Auch das Konsumverhalten hat sich stark geändert was dazu beiträgt. Ob es die Handysucht ist die völlig neu ist, und leider unterschätzt wird, oder die Ernährung die sehr starken Einfluss auf die Gehirnentwicklung haben. Umweltgifte wirken endokrin, und Hormone steuern ja alles im Körper. Die Kids und Jugendlichen hauen sich mit der 20 fachen Menge an Zucker nebst Glutamaten, Phosphaten und vielen anderen Stoffen zu. In dem Blog Ursachenforschung.net habe ich diesbezüglich bereits sehr viel berichtet. Wir Menschen wurden von Wirtschaft und Industrie immer mehr in die Komfortzone gebracht, durch Bequemlichkeit werden wir Handlungs- und auch Denkfaul. Hinzu kommen Umweltgifte wie bspw Mikroplastik welches wir mittlerweile ja auch mit der Nahrung aufnehmen, welches sich endokrin auf den Körper auswirkt. Hormone steuern ja alle Regelprozesse. Zuckerkonsum ist auch ein ganz großes Problem, es wirkt im Frontalkortex im Belohnungszentrum an den Synapsen wie Rauschmittel die im BTM Gesetz stehen. Mittlerweile ist bekannt wie man Symptome des „ADHS“ durch Zuckerkarenz, weglassen von Glutamate, Phosphate sowie Änderung zu mehr Vitamine, Spurenelemente, Mineralien, Aminosäuren teilweise gänzlichst weg bekommt. Es wird noch zu wenig durchgesetzt. Man müsste in den Kindergärten und Schulkantinen anfangen, dazu fehlt aber häufig schlichtweg das Geld. Eine Konditionierung findet ja nicht nur durch die Eltern statt, sondern auch durch die Gesellschaft. Konditionierungen auf zu brechen und dann neu zu setten benötigt sehr sehr viel Energie. Wenn du als Eltern nicht willst dass dein Kind zum Handy-Zombie wird was 3-4 Std und mehr damit täglich verbringt, hast du einen fast nicht schlagbaren Gegner vor dir: die Gesellschaft mit Ihren Werten und Normen.

Hat sich das Berufsbild des Erziehers/Pädagogen im Laufe der Zeit den Änderungen angepasst? Wie sollte ein Betreuer von bspw schwer erziehbaren Jugendlichen sein?

So lange bin ich da noch nicht dabei um glaubhaft Tendenzen zu definieren. Wenn ein Pädagoge oder auch Psychologe oder Therapeut ganzheitlich arbeiten sollte, müsste er die Eltern miteinbinden. Kinder sind immer ein Spiegel. Wenn die Compliance der Eltern bei der Arbeit nicht konform mit der des Pädagogen oder Betreuers geht, ist es ein Kampf gegen Windmühlen. Ein Fehler ist meiner Meinung nach auch, das unabhängig von Berufstitel und Zertifizierung einige versuchen ein guter Freund des Klienten zu werden. In einem Kollegium von Erzieher kommt es nicht selten vor, dass einige versuchen der Lieblingsbetreuer der Kids zu sein. Das hat dann mit Ego zu tun und ist unabhängig von Fachkompetenz und Zertifizierung. Es wird dann nur oftmals schwierig mit dem Teambuilding, weil die Grundsatzfragen nicht geklärt werden. Ein Team von Betreuern ist nur dann stabil, wenn alle an einem Strang ziehen, und es keinen eindeutigen „Lieblingsbetreuer“ und „Arschlochbetreuer“ gibt.

Als Coach oder Trainer ist es nicht Aufgabe Freund oder Kuschel-Coach zu sein, es ist Aufgabe den Klienten zu setten. Dazu gehört auch Kritik und Konflikt dem Jugendlichen gegenüber zu äußern. Oftmals erkennen sie, soweit manche Kids im Nachgang Reflexionsfähigkeit erlangen, dass der Trainer/Betreuer/Coach den sie am Anfang nicht leiden konnten oder gar „hassten“ , doch der Beste für einen war. Erkenntnisse kommen manchmal Monate, oder auch Jahre später.

Ich habe da ein Schlüssel/Schloss Beispiel. Es gibt Erzieher/Coaches/Trainer die haben einige Schlüssel, es gibt welche die haben viele Schlüssel, es gibt welche die haben ganz spezielle Schlüssel.

Nicht jeder Schlüsselbesitzer hat den richtigen Schlüssel für einen Menschen, es gibt also Betreuer die können mit dem einen Klienten besser und mit dem anderen weniger gut, und umgekehrt natürlich auch. Es gibt auch Klienten da hat keiner vom Betreuer-Team einen Schlüssel. Dann muss der Klient zu einem Spezialisten, dies kann die KJP o.ä. sein. Es gibt auch Betreuer die wenige oder keine passenden Schlüssel haben. Manchmal passt ein Schlüssel, aber es hakt ein wenig, dann feilt der Schlüsselbesitzer an seinem Schlüssel und nach einer Zeit flutscht das.

Hier muss ein Teamleiter erkennen welche Tendenzen ein Betreuer aufweist und auch die notwendige Geduld haben für ein gesundes Teambuilding. Die Schlüsselvergabe ist eine Akzeptanz und Respektsache. Wenn ein Ego vehement versucht  dass alle seine Schlüssel passen, schwer akzeptiert dass ein anderer im Betreuerteam einen passenderen Schlüssel zu einem Klienten hat, oder ständig darauf hinweist dass einer nicht den passenden Schlüssel hat, dann gibt es spürbare Stimmungen im Team die zu Spannungen führen. Ein Teamleiter erkennt wenn jmd, auch subtil, ständig mit dem Finger auf andere zeigt. Das erkennen auch Jugendliche, die dann ihre Peergroup  gegenüber ihren Betreuern „schwingen“ lassen. Das betreuende Team muss ganz klar als Einheit und eine Partei fungieren. Wenn nur ein Betreuer ständig Partei für die Jugendlichen ergreift, wird das Gefüge instabil.

 Ist es schwer für Sozialarbeiter Zugang zu solchen „Peer-Groups“ zu bekommen?

Na ja, eine Peergroup von 15 Jährigen unterliegt anderen Werten als der von Erwachsenen. Wir Erwachsene gestehen der „Jugend“ bis zum gewissen Maß ja auch wohlwollend andere Werte zu, bei Fleiß, intrinsische Motivation, Anspruch, Neugier und Wille setzen wir jedoch gewisse Maßstäbe die gut für eine gesellschaftliche Anpassung sind. Profan gesagt, sind diese für uns Erwachsene, mitten im (beruflichen) Leben stehende, aus Erfahrung her resultierenden, die subjektiv richtigen Werte. Unter anderem weil wir genau wissen dass das Gesellschaftssystem aus 70% Hartz IV Empfängern nicht funktionieren kann. Das wissen Kids und Teens und Twens tendenziell eher nicht.

Es hilft bereits ungemein wenn ein Erwachsener auf dem gleichen technischen Stand ist wie ein Jugendlicher. Erwachsenen die sich gegen Facebook, Instagram, spotify als Kommunikationsmittel, und zu Spielen wie World of Warcraft, FIFA uvm oder Serien wie Game of Thrones, walking Death wehren, nehmen sich eine große Schnittmenge an Gesprächsmöglichkeiten.

Einfaches Beispiel: Als ich 8 Jahre war und das erste Mal meine Stiefmutter sah (die „Neue“ also), entspannte sie die Situation indem wir über ein Thema sprachen wo ich gut reden konnte: das Sams.

Die „Neue“ war Erzieherin und Leitung eines Kindergartens und konnte so ganz gut auf meine Stufe „runter“. Wobei das Wort „runter“ ich hier als fehlbesetzt sehe, der Leser aber weiß wie ich es meine.

Die Interessen haben sich auch geändert. Früher hatte Sport mehr Bedeutung im Alltag, heutzutage werden die Kids immer dicker und fauler. Als Betreuer ist es immer schwieriger geworden die jungen Menschen zur Bewegung zu motivieren. Sie bekommen es ja auch vorgemacht. Wir Erwachsenen fahren für 500 Meter zum Zigarettenautomat oder in die Bäckerei mit dem Auto. Wir fahren sie 500 Meter in die Grundschule, und holen sie auch wieder ab. Bequemlichkeit ist von der Industrie ja auch gewollt, sie sichert den Absatz, es macht uns zu treuen Konsumenten. Kinder und Jugendliche hinterfragen so manch Marketingstrategie eines Konzernes nicht und fallen bspw in die „Abo-Falle“ o.ä. Man müsste mal die AWO fragen,  wie viel Zuwachs sie von 17-25 Jährige in den letzten 10 Jahren hatten, da gibt es mit Sicherheit Datenerhebungen.

Allein wenn du heute als 40Jähriger eine Sportskanone bist, bedeutet dies in den meisten Fällen dass du zumindest damit keinen Zugang mehr zu den Jugendlichen hast die als „schwieriges Klientel“ definiert sind. Das war vor 25 Jahren anders. Heute haben Jugendliche in diesem Klientel nicht mal ein Fahrrad, geschweige denn Inliner oder eine simple Schwimmbrille. Einen Zugang hätte man besser, wenn man bspw den jugendlichen dort „abholt“ wo er ist, in dem man sich mit ihm hinsetzt und mit an der Tüte zieht…..und dann von dort immer mehr durch div. Aufgaben und Verantwortung „weg zieht“, also das Rauchen von THC „gemeinsam“ mit ihm reduziert oder als Ziel aufgibt.

So ein Betreuer würde aber sofort gekündigt werden, auch wenn es das Verständnis „dort hin zu gehen wo er ist“ am treffendsten klingt.

Die meistgestellte Frage ist ja, wie motiviert man die Jugendlichen. In einem Teambuilding welches ich mal geleitet hatte sagte eine Erzieherin „Wir müssen sie motivieren, damit sie Erfolgserlebnisse bekommen“. Das klingt jetzt erstmal gut. Betrachten wir es genauer unterliegt ja ein Erfolgserlebnis also einer vorangegangenen Motivation, die ja nicht da ist oder nicht erwirkt werden konnte. Wir drehen uns also im Kreis. Ich erklärte daraufhin dass „Motivation“ eine Folge von Erfolgserlebnissen ist, und nicht umgekehrt. Wir müssen also den Jugendlichen Erfolgserlebnisse bescheren. Dies können wir ohne deren intrinsischen Motivation erzeugen. Schlussendlich ist auch dies kein Garant, aber der vielversprechendste Schritt.

Die Arbeit als Sozialarbeiter ist wohl sehr schwierig?

In der Tat. Man versucht Interesse und Neugier auf zu bauen, bei einem Klientel die sich nicht nur augenscheinlich für gar nichts, außer facebook, Handys, Fertigpizza, Energydrinks und Drogen (Alkohol zählt auch dazu) interessieren. „Zeit“ hat bei diesem Klientel eine andere Messung. Die Erfolgs-Schritte sind sehr klein zum einen, zum anderen gehen sie auch immer mal wieder zurück. Du hoffst du hast einen Menschen nach 6-12 Monaten ungefähr dorthin gebracht wo er dich versteht und danach handelt, und du stellst dann nach 2 Jahren fest, dass das bisweilen immer noch nicht eingetreten ist. Das kann einen Sozialarbeiter mental entkräften.

Ebenfalls ist es schwierig mit Aggressionen um zu gehen. Wenn ein Sozialarbeiter männlich und 1,90 groß ist, dann hat er eine körperliche Präsenz die sehr nützlich ist. Dies kann schon viel ausmachen und sticht u.U. Zertifizierung und auch Erfahrungskompetenz. Man muss wissen dass Aggression eine Art der Energie ist. Menschen die schnell Aggressionen entwickeln, haben bedingt dadurch auch mehr Energie als die „Ruhigen“, das ist per se nichts Schlechtes. Die Kunst besteht darin diese Energie sinnvoll zu nutzen. Das wird mit kochen oder Schach spielen kaum in vernünftigem Maße abklingen. Sport ist hier Mittel der Wahl. Aggressionen können erst später im Leben auch geistig umgewandelt werden: Krimi schreiben, Bilder malen, Musik komponieren. Das Bild wird dementspr. aussehen, das Orchester wird dann dementspr. solche Kompositionen zu Gehör bringen, und das neue Buch wird entsprechend brutal sein und deswegen Erfolg haben. Viele Sozialarbeiter versuchen noch heute durch „Reden“ denjenigen zu beruhigen und tun so als wäre die Aggression was schlechtes welches gilt zu unterdrücken. Besser wäre der Betreuer stellt sich als Sparingspartner mit Pratzen in den Ring und macht ein Boxtraining mit dem Klienten, oder der Trainer/Coach/Sozialarbeiter geht ganz simpel mit ihnen joggen oder Fahrrad fahren. Das findet häufig nicht statt.

 

Kann man sich als Sozialarbeiter schützen?

Nun ja, die Sache ist ja bilateral: Du benötigst genügend Emotionalität um zu verstehen, und auch agieren zu können. Also einen hohen EQ. Auf der anderen Seite brauchst du auch ein gewisses Maß an purer Rationalität und Distanz. Bei jedem Menschen benötigst du ein unterschiedliches, individuelles Verhältnis um einen „Schlüssel“ zu haben. Die Kunst besteht darin als Sozialarbeiter in richtigen Momenten zu richtigen Menschen das richtige Verhältnis zwischen Nähe und Abstand zu haben.

Das klappt nicht immer, selbst bei alten Hasen, die schon 35 Jahre Streetworker-Erfahrungen auf dem Buckel haben. Es ist auch wie schon erwähnt nicht unbedingt eine Frage der Zertifizierung, ein diplomierter Sozpäd ist kein Garant für Fingerspitzengefühl.

Wie sehen sie die Zukunft ihres Berufsbildes? Ist er würdig bezahlt?

Die Bezahlung ist ja regional unterschiedlich. Generell ist der Bedarf weitaus größer als der Markt decken kann, sonst hätte man das Berufsbild „Coach“ nicht etabliert, bei dem man kein Studium im sozialen Bereich aufweisen muss. Im Prinzip findet man hier bereits gute Leute, jedoch hat es zur Folge das Lohndumping betrieben wird. Aufgrund der bereits erklärten gesellschaftlichen Veränderungen und der Migration ist der Bedarf in den nächsten 5-10 Jahren enorm. Ohne die Unterstützung vom Staat werden die Sozialarbeiter wie Don Quichote gegen Windmühlen kämpfen.

Ein Anreiz für dieses Berufsbild ist u.a. der Lohn. Die mentale Belastung und auch die Arbeitszeiten sind teilweise nicht mal Gesetzeskonform, aber anders kaum durchführbar. Wo kein Kläger, da kein Richter.

Wie kann der Staat da unterstützen?

Indem er die Wehrpflicht wieder einführt. Spaß beiseite, aber die Wehrpflicht hatte eine viel größere Bedeutung welches vielen gar nicht bewusst ist. Das zerlegen und zusammensetzen des G3 oder später das G36 ist für das spätere Leben wohl nicht essenziell, aber die Kameradschaft, die Bewegung, die Disziplin, das generelle „einordnen“, die Sprache….sind alles soziale Aspekte an denen wir mit abertausenden Sozialarbeiter nun arbeiten müssen. Das hat damals die Bundeswehr zu einem erheblichen Teil gemacht. Da wurde so manch ein Orientierungsloser „eingenordet“. Wenn du doof gemacht hast, hat dein Gruppen- oder Zugführer dich sanktioniert. Zur Not körperlich, und schließlich gab es in jeder Kaserne auch einen Bau, da ist man dann eben für eine Nacht oder auch mehrere Tage rein. Außerdem war dies eine PeerGroup wo Leistung, Pflicht, Disziplin, Wille und Kameradschaft die essenziellen Werte waren. Wenn da ein „Individualist“ quer schoss, haben die Kameraden selbst da schon einen mitgezogen durch Motivation oder Kritik. Bundeswehr hieß auch nicht immer den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Ich erinnere mich dass ich mal spatentief eine Stellung ausgebuddelt habe und ich nachts um 03 Uhr bis 04 Uhr Ablöse machte. Es hat geschüttet aus Eimern. Ich lag da also mit meinem Kameraden, todmüde, inzwischen war die Stellung ein kleiner Pool, und ich lag im Wasser und vom Helm zog es Bindfäden Wasser. Im Nachhinein kann ich nicht sagen dass solche Momente mir geschadet hätten.

Der Staat könnte also die Vereine stärken und finanziell besser stützen, denn die können halbwegs in ähnlicher Weise agieren durch Gruppendynamik.

Für die Sozialarbeit müssten Heime und Konzepte gefördert werden die unter diesem Aspekt agieren: eine Art Bootcamp, ein „Wehrdienst light“ (ohne Waffen). Die behördlichen Hürden sind hier oftmals zu groß, die Bedingungen u.a. für das Personal und der Immobilien machen es schwer und finanziell u.U. uninteressant. Förderungen aus diversen Töpfen sind zu gering oder existiert gar nicht, und die Zuweisungen sind durch bspw Jugendämter durch Unsicherheiten der Sachbearbeiter u.U. ebenfalls zu gering.

 Wenn Sie im Umfeld über Ihre Berufung sprechen, was ist die am häufigsten  gestellte Frage?

Wie hoch die Erfolgsquote ist.

 

Ist die Erfolgsquote hoch?

Erfolg ist erstens individuell und zweitens subjektiv bewertet. Für einen Jugendlichen mit Adipositas ist 3 Minuten langsames Jogging ohne aufgeben u.U. ein Erfolg. Für einen anderen ist es die Wegstrecke in Zeit, für einen anderen nur die Zeit. Möchte ich es schaffen einen Halbmarathon zu laufen ohne aufzugeben und 3 Stunden sind okay, oder will ich es in 1:40 Std laufen. Wir können nicht mit dem allgemeingültigen Maß der Gesellschaft messen und vergleichen, da die Zielsetzungen bei uns in der Sozialarbeit individuell definiert werden. Natürlich steht irgendwo die „Gesellschaftsfähigkeit“ bzw am Ende des Tunnels die Menschen in das Korsett der allgemeingültigen Wert- und Moralvorstellungen zu pressen: Schulabschluss, Ausbildung, Arbeit, Steuern zahlen, nichts Böses tun. Wenn ich dieses als Ziel nehme  würde ich ad hoc nüchtern negativ antworten. Das ist aber nicht das was Politik mit Ihren Ämtern, und die Gesellschaft hören wollen. Der Unterschied ist ja dass man in der Wirtschaft die Arbeit der Mitarbeiter relativ einfach kalkulieren kann: Am einfachsten im Sales: wie viel verkauft er, was verursacht der Mitarbeiter an Kosten. Auch in der Personalführung oder im Marketing kann man das berechnen, wenn auch manchmal etwas subtiler. Steigt der Umsatz durch eine Marketingkampagne die das Marketing entworfen hat, sind Kausalitäten erkennbar.

In der sozialen Arbeit ist das schwierig. Wenn ein junger Erwachsener die Kurve bekommt, früher aggressiv war und mit Gewalt geantwortet hatte, jetzt aber seinen Job macht, Steuern zahlt, und nicht straffällig wird, ist es dann durch die Arbeit der Sozialarbeiter? Würde ein Jugendlicher ohne uns später mal einen Mord begehen? Hat er den Job jetzt bekommen durch uns, weil er sich 5 Jahre später an unser Setting erinnert hat, was damals augenscheinlich keine Wirkung gezeigt hatte? Wie viel bekommt die Gesellschaft bzw. der Staat zurück für wie viel Einsatz? Das Verhältnis ist nicht kalkulierbar, arbeiten wir lukrativ oder defizitär?

Man kann unser Gehalt sehr schlecht umrechnen und nur spekulieren dass durch uns der Frieden in der Gesellschaft ein Stück weit bewahrt wird. Es hat sich von der Politik her noch niemand getraut das Experiment zu wagen die Anzahl der zig tausenden Sozialarbeiter, Erzieher, Therapeuten wieder ein zu dämmen. Das Risiko scheint wohl zu hoch. Ich muss die Bundeswehr wieder zu Rande ziehen: Der Staat hat sich den kostspieligen Wehrdienst ein gespart. Das Geld was er einspart gibt er nun für Sozialarbeit, Maßnahmen und Projekte aus. Die Kosten im öffentlichen Dienst, ob verbeamtet oder nicht dürften für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in den letzten Jahren gestiegen sein. Hier müsste mal ein Think Tank eine Evaluation machen.

 Was motiviert Sie zu diesem Job?

Wie bei allem sagt man „es muss einem liegen oder nicht“. Es gibt Finanzbeamte und Steuerberater mit Leib und Seele. Unter allen Berufsgruppen findet man Erfolgreiche und Erfolglose. Auch Alkoholiker bei der Drogenberatung, Steuerhinterzieher bei den Rechtsanwälten, und Pädophile bei den Erziehern. Ich habe in der Maßnahme für das niederschwellige Klientel (aufgrund schwerer Vermittlungshemmnisse auf dem Arbeitsmarkt kaum integrierbar) im Unterricht ganz offen gesagt dass „von euch 12 Leuten werden es vielleicht 2 oder 3 packen weil sie sich von mir helfen lassen und meine Hilfe annehmen. Für diese 2-3 Leute mache ich den ganzen Scheiß hier“. Ob ich das so sagen durfte? Meiner Meinung nach ja, denn sie hatten sich dann überlegt ob sie zu den 2-3 Leuten gehören, oder gehören wollen. Und so ist es auch in der Realität. Ich glaube der allermeiste wiedergegebene Spruch unter uns Sozialarbeitern ist „Man kann nicht alle retten“. Und so müssen wir uns durch die motivieren wo wir meinen „Erfolg“ sehen zu können, an denen wir Anteil hatten.

 

Wie wird ihr beruflicher Weg weiter gehen?

Das entscheidet das Karma mit. Wenn es nach mir ginge wäre ich einen Weg gegangen der nicht so viele Kurven hatte. Alles hat wohl seinen Sinn. Am liebsten würde ich mit einem anderem Klientel wie es bisher meine Arbeit betrifft arbeiten. In meiner Arbeit mit einem sogenannten niedrigschwelligem Klientel, bzw schwer erziehbare Jugendliche ist mir eines sehr stark aufgefallen: In einer Peer Group hast du die „Starken“ und die „Schwachen“, zumindest was wir Erwachsene und Pädagogen so in dieser Kategorie bewerten, ein Jugendlicher denkt u.U. jmd sei stark, wo wir Sozialarbeiter Schwäche sehen.

Es ist noch nicht vorgekommen dass sich die Leute die ständig „Flausen“ im Kopf haben, für nichts motivieren lassen, keine Neugier besitzen und sehr schlecht zu begeistern sind darüber beschweren dass sie von den Mitbewohnern oder Gruppenmitglieder die was in der Birne haben und auch „wollen“, motiviert werden. Da sagt keiner „Der zieht mich hoch, der versucht mich zu motivieren das will ich eigentlich gar nicht“, aber es ist andersrum: die Leute die eigentlich „wollen“, intrinsische Motivation besitzen, viel fragen und eher für sich was richtig und was falsch ist definieren, beschweren sich darüber dass sie von den anderen runter gezogen, bzw aufgehalten werden.

Eine Gruppe ist so stark wie der Schwächste. Wenn du eins, zwei „Querschläger“ dabei hast, leidet die Entwicklung derer, aus denen augenscheinlich zeitnah positive Veränderungen zu erwarten sind. Ein negativer Einfluss ist in seiner Wirkung immer stärker und auch zuverlässiger als ein positiver Einfluss. Zumindest in dem Alter. Ein Beispiel: Ein Junge fand es immer furchtbar cool vor der  Sonderschule sich zwei Dosen Bier in den Kopf zu kloppen und motivierte seinen Mitbewohner bei uns im Heim der auch auf diese Schule ging mit ihm zu trinken. Er sagte die ersten Male immer Nein und teilte ihm seine Meinung mit, dass er das nicht gut findet. Nach dem vierten Male hatte der negative Einfluss gewonnen: Sein Mitbewohner hat sich hinreißen lassen und trank um 08:30 mit dem anderen Bier vor der Schule. Gleiche Spiel mit einem Tankstellendiebstahl, der eine wollte der andere nicht, mit dem Ergebnis dass sie es beide getan haben.

Schon bei einem Betreuer-Personalschlüssel 1:2,5 beginnt es schwierig zu werden das zu kompensieren. Für die Jugendlichen die eigentlich gute Realschüler in der Regelschule sind, oder gar Gymnasiasten gibt es m.E. zu wenig Einrichtungen. Zu oft habe ich feststellen müssen dass man solche Menschen zu den schwierigen Fällen steckt, und dann geht es abwärts, trotz Betreuung von Pädagogen. Zwar gibt es Internate u.ä., aber nicht jede Familie kann das finanziell stemmen.

Meiner Meinung nach kann man durchaus abwägen ob ein Jugendlicher eher in eine Art Obhut muss oder in ein Heim oder Wohngruppe wo 14 Jährige sind, die bereits durch Drogenkonsum und Kriminalität und Schulabbruch glänzen und absehbar durch fehlende Einsicht daran so schnell nichts ändern werden und wollen. Meiner Meinung nach stecken wir in Deutschland noch zu sehr die Jugendlichen zu sehr durcheinander, mit der Begründung oder vielmehr der Hoffnung dass die guten Jungs positiven Einfluss auf die „schwachen“ ausüben. Ethisch könnte man da jetzt sagen aber wir teilen und kategorisieren dann die Jugendlichen bzw Kinder ein und das ist ja moralisch nicht okay…..

Theorie und Praxis sind zwei verschiedene Paar Schuhe, wir stecken aus guten Grund ja auch nicht Haupt- Real- und Gymnasialschüler, oder gar Sonderschüler mit Real oder Gymnasialschüler zusammen.

Jugendliche von 14-18 in einer Wohngruppe zu betreuen die auf eine normale Schule gehen und zwar ab Realschule ist der Traum aller Pädagogen. Auch meiner. Mit Hausaufgabenbetreuung, Sport und gesunder Ernährung, Ausflügen, Tagesstruktur, Ferienjobs und natürlich Aufarbeitung der Vergangenheit, denn es gibt ja Gründe warum Jugendliche in einer Wohngruppe landen. Ziel ist es sie in die Ausbildung oder zum Studium zu bringen. Auch wenn jmd etwas in der Birne hat, heißt das nicht dass es einfache Menschen sind. Ich hatte einen jungen Mann betreut der am sog. „Grübeln“ litt und regelmäßig in Depressionen abfiel. Er war definitiv ein Abi-Kandidat. Er schmiss seine ganzen Möglichkeiten und Potenziale einfach hin. Es ist nicht weniger Arbeit für einen Sozialarbeiter dies zu verhindern.

Wir hoffen, dass Ihre Vorstellungen sich erfüllen und wünschen Ihnen alles Gute. Herr Schäfer, Vielen Dank für das Interview!

Sehr gerne.